Diagnostik und Therapie

Diagnostik und Therapie der psychogen erkrankten Patienten stellen erhebliche Anforderungen an die niedergelassenen Ärzte; es ist davon auszugehen, dass 30 bis 50 Prozent dieser Patienten nicht ausreichend diagnostiziert werden. Auch die Therapie der erkannten psychogenen oder psychogen mit verursachten Erkrankungen erweist sich häufig als schwierig, besonders bei Patienten mit funktionellen Erkrankungen, die an einem somatischen Krankheitsverständnis festhalten. Die Versorgung dieser "Problem Patienten" bringt oft Unzufriedenheit auf beiden Seiten mit sich. Darüber hinaus aber erhalten nicht ausreichend diagnostizierte Patienten keine adäquate Therapie, haben schlechtere Behandlungsergebnisse und erhöhen die Kosten im Gesundheitssystem.
Ziel der psychosomatischen Grundversorgung ist die möglichst frühzeitige differentialdiagnostische Klärung komplexer Krankheitsbilder in ihren somatischen, psychischen (affektiv-kognitiven) und psychosozialen Aspekten zugleich. Es gilt, die ätiologischen Verknüpfungen zwischen psychischen und somatischen Krankheitsfaktoren zu erkennen und in ihrer pathogenen Bedeutung im Rahmen einer bio-psycho-sozialen Gesamtdiagnose zu gewichten. Neben die organmedizinische Diagnose tritt dabei die Beziehungsdiagnose. Es folgt eine verbale oder übende Basistherapie psychischer, funktioneller und psychosomatischer Krankheiten, wobei somato- und pharmakotherapeutische Maßnahmen einander ergänzend zusammenwirken.

Ziele

Die psychosomatische Grundversorgung verlangt eine an der aktuellen Krankheitssituation orientierte seelische Krankenbehandlung, die folgende Ziele umfasst:

Symptombeseitigung (-minderung);

Einsichtsvermittlung in die pathogenen Zusammenhänge (Zwiespältigkeit, Konflikte, Defizite);

Verständnis für die das Zustandsbild auslösende Situation;
prophylaktische Umorientierung des Patienten und seiner nächsten Bezugspersonen (Änderung der Lebensweise, Überwinden von Hemmungen, Vermeiden von Konfliktfeldern).

Unabdingbare Grundlage ist eine aktive, kontinuierliche und vertrauensfördernde Gestaltung der Arzt-Patient Beziehung. Auf diese Weise deckt die psychosomatische Grundversorgung den Behandlungsbedarf der psychogen Kranken ab, die keiner "Fach-Psychotherapie" bedürfen, wobei es sich immerhin um 35 Prozent der Patienten einer durchschnittlichen Praxis handelt.